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Larissa Boehning, 1971 in Wiesbaden geboren, wuchs in einer Hamburger Vorstadt auf und lebt heute als freie Autorin und Grafikerin in Berlin und Palma de Mallorca. Sie studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Hamburg und Berlin. 2003 veröffentlichte sie ihren ersten Erzählband „Schwalbensommer“ bei Eichborn.Berlin. Neben dem Literaturpreis Prenzlauer Berg 2002 für die darin publizierte Erzählung „Stummer Fisch, Geliebter“ erhielt Larissa Boehning verschiedene Stipendien. „Jott sieht hoch und horcht in den Abend. Er hört das Plätschern von Wasser, der olle Krautzig wird seine Rosen gießen, und er hört Vögel zwitschern, Das letzte Singen in die Dämmerung hinein. Er hört die tiefe Stimme der Müllerschen von nebenan, wie sie unüberhörbar von ihren Enkelkindern erzählt, die in der Stadt wohnen.“ Teil
XI Landliebe
Lilli Brand, 1974 als Ludmila Nikolajewna Ischtschuk in der Kleinstadt Kasatin (Ukraine) geboren, war als Krankenschwester, Kioskbetreiberin und Tänzerin tätig. Ein Medizinstudium brach sie ab und ließ sich 1994 wegen hoher Schulden von einer Kiewer Schlepperbande nach Deutschland bringen. Sie arbeitete in einem Freiburger Bordell – heute lebt sie als Journalistin in Berlin und schreibt für die „taz“, die „Frankfurter Rundschau“, die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Junge Welt“. „Transitgeschichten“, ihre erste Buchveröffentlichung, erscheint im Herbst 2004 bei der Deutschen Verlags-Anstalt. „Zu
denen, die öfter ins Tutti kamen, gehörte ein türkischer
Kommunist, der meistens so wenig Geld hatte, dass es nur für den
Eintritt und ein Getränk reichte. Als er trotzdem einmal mit mir, »der
Russin«, aufs Zimmer ging, fragte er mich dort als Erstes: »Bist
du immer noch Kommunistin?« Ich zuckte die Schultern und bat ihn
um das vereinbarte Geld. »Vergiss den Kapitalismus, der uns bloß den
Kopf verdreht, denke sozialistisch, brüderschaftlich«, sagte
er. »Wenn du mir jetzt aus meiner männlichen Not hilfst, helfe
ich dir später auch.«“ Karl Bruckmaier, 1956 in Niederbayern geboren, lebt in München und hat seit 1978 regelmäßige wöchentliche DJ-Sendungen im Bayerischen Rundfunk (Club 16, Zündfunk, Nachtmix, Nachtsession). Als Pop-Kritiker ist er seit 1994 verantwortlich für die Schallplattenseite der Süddeutschen Zeitung. Karl Bruckmaier ist mit Beiträgen zu Pop-verwandten Themen in zahlreichen Büchern vertreten, 1993 veröffentlichte er „I'm only in it for the Zeilenhonorar“ beim Sonnentanz Verlag, 1999 „Soundcheck – die 101 wichtigsten Platten der Popgeschichte“ beim C.H.Beck Verlag. Soeben ist beim Suhrkamp Verlag seine Übersetzung von „Blaugrasmusik. Erzählungen aus den Vorstädten“ des Musikers John Fahey erschienen. „Hier in der Stille eines Waldes vor aller Menschheit, hier zwischen den alten Behausungen der Neger, erklang kaum hörbar eine Gitarre – verloren, verlassen, im Auge der Zeit. Ein Nicht-Ereignis. Ein Etwas, das damals keiner in Worte zu fassen versuchte. Und über das auch in der Zukunft keiner ein Wort verlor. Unfassbar. Okkult.“ John Fahey, übersetzt von Karl Bruckmaier Teil XIX Musik, Volume 2 www.le-musterkoffer.de seitenanfang
Verena Carl, geboren 1969 in Freiburg, 1989 Umzug nach München. BWL-Studium, Volontariat beim Burda-Verlag und einer Lokalzeitung, danach Redakteurin bei einer Reisezeitschrift. 1997 bis 1999 Arbeit als freie Journalistin. Diverse Auftritte auf Poetry Slams und anderen literarischen Lesungen in Deutschland, der Schweiz und den USA. Ab 1999 Redakteurin und freie Autorin in Hamburg. 2000 Förderpreis des Landes Baden-Württemberg für den literarischen Nachwuchs und Hamburger Literaturförderpreis. „Lady Liberty“, ihr erster Roman, erschien im Herbst 2001 im Deutschen Taschenbuch Verlag. 2003 erschien Verena Carls Roman „Wintertal“, seit 2004 arbeitet sie als freie Autorin. „Ich kam aus der U-Bahn und ging rechts um die Ecke. Du liefst die Stufen hinunter und dein gesenkter Kopf krachte frontal gegen meine Schulter. ‚Hey, in Deutschland ist Rechtsverkehr‘, sagte ich und du schautest mich unbeirrt an und fragtest: ‚Auch in Bayern?‘“ Verena Carl Teil
VI Hansestädte: Hamburg
„Immer wenn die Sonne scheint, komme ich mit meinem Klappstuhl
hierher. Baden gehe ich nie, höchstens mal unter die Brause. Natürlich
könnte ich mich auch im Park sonnen, doch in meinem Alter als Frau
halbnackt in der Öffentlichkeit rumzusitzen, das schickt sich nun
mal nicht.“ „Für mich aber wäre er ein Mühlstein um den Hals. Ein kleiner Stein, ich möchte ja nicht übertreiben, oder sagen wir ein Stein mittlerer Größe; eigentlich nur eine beliebige Gestalt, die der Stein annehmen kann, der sowieso um meinen Hals hängt.“ FÖN:
Texte und Musik Jonathan Fischer, 1964 in München geboren, lebt dort. Nach seinem Studium der Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der LMU München begann er das Studium der Malerei an der Kunstakademie München. Als freier Journalist mit Schwerpunkt afroamerikanische Musik und Kultur arbeitet und schreibt er u.a. für den Bayerischen Rundfunk, „Süddeutsche Zeitung“, „FAZ“ und „Die Zeit“. Bei Trikont brachte Jonathan Fischer die Soulkompilationen „Down & Out“, „Black & Proud“, „Hits & Misses“, „Overcome“, „Dirty Laundry“, „Cheatin’ Soul“ heraus, regelmäßige DJ-Projekte sind der „Soul Allnighter“ und „Grits & Gravy“. „So grunzt nur Bobby Blue Bland. ’Well you like him?’ Der schwarze Taxifahrer, der mich zu meinem Motel in die ausgestorbene Innenstadt von Memphis bringen soll, schaut als ob wir gerade Blutsbrüderschaft getrunken hätten. Teil XIX Musik, Volume 2 seitenanfang David Foenkinos, geboren 1974, lebt als Schriftsteller in Paris. Er studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und Jazz am CIM. In Frankreich veröffentlichte er bislang drei Romane, „Das erotische Potential meiner Frau“ erschien im Sommer 2005 bei C.H.Beck. David Foenkinos erhielt mehrere Literaturpreise, so z.B. den Prix Roger Nimier für „Das erotische Potential meiner Frau“. Diese charmant-komische und zugleich anrührende Liebesgeschichte zwischen dem krankhaften Sammler Hector und seiner Frau Brigitte weckt starke Erinnerungen an „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ... „Auch Hector verließ das Haus. Er liebte die Linie sechs der Metro. Es gab so viele luftige Augenblicke während der Fahrt. Er fand, daß die Waggons schmutzig waren. Als er sich vorstellte, seine Frau würde sie putzen, rief er sich ins Gedächtnis zurück, wie ungeheuer peinlich es war, eine Erektion an einem öffentlichen Ort zu haben. Hier gab es Unzähliges, was einen erfreuen konnte (in gewisser Weise war es eine Rückkehr ins Leben). Nichtsdestoweniger verspürte er in den Gängen Hitzewallungen. Er hatte den Eindruck, er selbst würde zur Metro, die sich von schwarzen Löchern verschlucken ließ.“ Teil XVI Paris, mon amour seitenanfang Bruno Franceschini, geboren 1975, lebt in Berlin und ist die „Hitmaschine“ der Gruppe Fön. Er arbeitet als Übersetzer und Italienischlehrer und ist Redakteur bei „Juni. Magazin für Literatur und Politik“. Außer mit Fön tritt er auch mit seinen Chansonprogramms „Pensieri in volo di tacchino“ und „Du kannst das alles haben“ auf. FÖN:
Texte und Musik
Dörte Franke,
geboren 1974 in Leipzig, siedelte 1982 in den Westen über, absolvierte in Köln
ein Studium der Politikwissenschaften und studiert heute Dramaturgie
an der Filmhochschule
in Potsdam. Im Herbst 2002 erschien nach „Die einen wetten, die
anderen warten“ (2001) „denkmalimkopf“, ihr zweiter
Roman bei dtv. Er handelt von einer jungen Frau, die sich auf die Suche
nach der Dissidenten-Vergangenheit ihrer Eltern in der DDR begibt.
Als Dokumentarfilmerin beschäftigt sie sich mit dieser Thematik
seit ihrem Debüt „Keine verlorene Zeit“(WDR), ihr
aktueller Film „Jeder schweigt von etwas anderem“ (ZDF)
wurde 2006 im Panorama der Berlinale präsentiert. Zum Geldverdienen
schreibt Dörte Franke Texte für Hörspiele wie „DragonballZ“ und
lektoriert Manga wie „Perfect Girl“ für Tokyopop.
„Waren Sie zufrieden allgemein gesehen mit dieser Lesung? Ja? Kreuzen Sie es bitte an. Wie zufrieden waren Sie mit der Information, der Stimmung, wie mit den Lesungsmitarbeitern, den Buchhändlern? Sehr zufrieden, eher zufrieden, eher unzufrieden, sehr unzufrieden? Kreuzen Sie es bitte an. ... Haben Sie während der Lesung Speisen, Getränke, Snacks, Bücher oder Zeitschriften gekauft? Ja oder nein? Würden Sie es wieder tun? ... Das wars. Vielen Dank.“
Claudia Frenzel, Jahrgang 1966, lebt zurzeit in München. Dreimal in der Schule sitzen geblieben, schließlich Abitur, danach Verlagslehre und Studium. Sie arbeitet in Teilzeit bei der Süddeutschen Zeitung. Ihr erster Roman „Nö“ erschien im April 2002 bei dtv. „Geschafft. Aufatmen, als ich ins Licht trete. Ein Radfahrer klingelt. Autos rauschen vorbei. Werbeplakate sehen auf mich herab. Als ich die Treppen zum Bahnsteig herunterlaufe, höre ich, wie sich hinter mir die Rolltreppe in Bewegung setzt. Der gibt also nicht auf. Und er ist ziemlich nah. Wenn jetzt die letzte U-Bahn weg ist, sitze ich ganz schön in der Scheiße." Claudia Frenzel Teil IV Die Romantik der Straße
Kirsten
Fuchs, 1977 in Karl-Marx-Stadt geboren, lebt seit 1980 in Berlin.
Die gelernte Tischlerin bringt ihre Texte zurzeit auf drei Berliner Vorlesebühnen
zu Gehör: „Erfolgsschriftsteller im Schacht“, „O-Ton-Ute“
und „Marabühne“. Kirsten Fuchs schreibt Kolumnen für
die taz, leitet seit 1999 Schreib-Workshops für Jugendliche und
veröffentlichte mit „Die Titanic und Herr Berg“ im Herbst
2005 ihren ersten, hoch gelobten Roman bei Rowohlt Berlin. Heike Geißler, 1977 in Riesa geboren, wuchs dort und in Chemnitz auf und lebte mehrere Jahre in München, bevor sie 2003 nach Halle/Saale zog, um dort ihr Studium zu beenden. Für ihren ersten Roman „Rosa“, 2002 bei der Deutschen Verlags-Anstalt erschienen, erhielt Heike Geißler im Mai 2001 der Alfred-Döblin-Förderpreis sowie 2003 den staatlichen Förderungspreis für Literatur der Bayerischen Staatsregierung und verschiedene Stipendien. Heike Geißler veröffentlichte in mehreren Anthologien und arbeitet derzeit an ihrem zweiten Buch. „Also sag mir doch, was soll ich tun? Meinst du, es könnte heilsam sein, zöge auch ich mich in den Stall zurück? Würdest du mir dann Essen, frische Wäsche und gelegentlich einen Brief bringen, würdest du das tun? Und würdest du vielleicht auch bleiben für die eine oder andere Nacht, was weiß ich denn, was dort mit mir geschähe, so allein in einem Schweinestall, so allein wie damals, was weiß ich schon davon.“
Franziska Gerstenberg, 1979 in Dresden geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie war Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift EDIT und lebt heute in Leipzig und Hannover. Franziska Gerstenberg veröffentlichte in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien und erhielt mehrere Stipendien und Literaturpreise, z.B. 2001 das Aufenthaltsstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen, 2002 das Arbeitsstipendium des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst sowie 2003 das Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Ihr erster Erzählband „Wie viel Vögel“ erschien Anfang 2004 bei Schöffling & Co. „Dass der Ferienbauernhof seit über zehn Jahren nicht mehr bewirtschaftet wurde, hat mich bei meiner Ankunft derart enttäuscht, dass ich nächtelang nur wenig schlief. Nassgeschwitzt und wütend warf ich mich von einer Seite auf die andere und zählte die Stunden bis zum Morgen. Auf Hühner mit scharfen Schnäbeln und stinkende Schweine hatte ich gehofft, als ich Ferien auf dem Bauernhof buchte, auf das Muhen von Kühen um fünf Uhr früh, darauf, helfen zu können bei der Bewässerung von Maisfeldern, dem Striegeln von Pferden, wobei auch immer.“
Thomas Glavinic, geboren 1972 in Graz, lebt in Wien. Er war Taxifahrer, Bergbauer und Werbetexter und schreibt seit 1991 Romane, Essays, Erzählungen, Hörspiele und Reportagen. Mit „Carl Haffners Liebe zum Unentschieden“ (1998), „Herr Susi“ (2000) und „Der Kameramörder“ (2001) erschienen bislang drei Romane, sein vierter erscheint im Herbst 2004 beim Deutschen Taschenbuch Verlag. 2002 wurde Thomas Glavinic mit dem Friedrich-Glauser-Krimipreis für den besten Roman ausgezeichnet. „Meine Lebensgefährtin lief ins Haus. Sie drehte das Radio an und fragte, welcher Sender es gebracht habe. Österreich 2, der steirische Lokalsender, antwortete Heinrich. Um den Sender zu empfangen, mußte sie jedoch die Frequenz wechseln. Sie wurde stutzig. Heinrich beeilte sich zu versichern, er habe, um weitere Informationen zu erhalten, anschließend andere Sender gesucht. Dann fand meine Lebensgefährtin Österreich 2. Dröhnende Volksmusik ertönte.“
Lena Gorelik, 1981 in Sankt Petersburg geboren, kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland und lebt heute in München. Lena Gorelik hat die Deutsche Journalistenschule und „Manuskriptum“, den Kurs für kreatives Schreiben, absolviert. An der Ludwig-Maximilians-Universität München begann sie das Studium der Kommunikationswissenschaften, Politik, Geschichte und Soziologie, im Herbst 2004 wurde sie dort in den Elitestudiengang „Osteuropastudien“ aufgenommen. Für den SchirmerGraf Verlag hat Lena Gorelik Ruben Gonzalez Gallegos autobiographischen Roman „Weiß auf Schwarz“ aus dem Russischen übersetzt. „Meine weißen Nächte“, ihr erster Roman, erschien im Sommer 2004 ebenfalls bei SchirmerGraf. „Berlin riecht gut, nach etwas Unbekanntem. Im Lauf des Tages finde ich heraus, daß eigentlich nur ein Stand am Bahnhof so riecht, dort wird irgendwas verkauft, das nach Brot mit geschmolzenem Käse aussieht. Ein halber Monatslohn. Meine Eltern haben als Ingenieure umgerechnet fünf Mark im Monat verdient. Ich traue mich nicht zu fragen, ob ich so etwas haben kann. Wir haben belegte Brote und Kartoffelsalat als Proviant dabei.“ Teil XIV Jetzt noch wilder: der Osten
„Als er aufgelegt hatte, griff ich nach der Zeitung, dabei rutschte das Magazin aus dem Mittelteil und fiel zu Boden. Vor mir entfaltete sich ein Model in Militärkleidung. ‚Camouflage‘, stand da, ‚Mode der Saison.‘ Endlich eine Gelegenheit zu verschwinden, dachte ich und sah mich in einem Tarnfarbenanzug durch den Park marschieren, bereit zum Kampf.“ Teil
IX Wien Mitte
Maja Das Gupta, 1973 in München geboren, absolvierte das Deutsche Literaturinstitut Leipzig und studierte Germanistik in München. In ihrer Magisterarbeit „Leben im Dazwischen“ untersuchte sie „die Wahrnehmungsstrukturen in der Migrantenliteratur der 1990er Jahre“. Maja Das Gupta arbeitete als freie Autorin, Regieassistentin und Dramaturgin für den Rundfunk und an verschiedenen Theatern. Sie war Stipendiatin am Prinzregententheater München, erhielt 2001 das Stipendium Paul Maar und wurde mit „Zappen!“ zum Stückemarkt des Berliner Theatertreffens 2003 geladen. Im Oktober 2004 ist sie mit „Abend in Cape Cod“ an den Münchner Kammerspielen beim „Zweiten Wochenende der jungen Dramatiker“. In ihrem Romanprojekt „Banyan-Tree“ setzt sich Maja Das Gupta am Beispiel ihres indischen Vaters mit dem Thema Migration auseinander. „Ein Bengali kann sich mit dir anfreunden und so weiter ... sobald
ein anderer Bengali auftaucht, ist alles vorbei. Haargenau das gleiche
machen die Engländer. Die Engländer kommen nach Deutschland,
freunden sich an mit local people, bis ein Tom, Dick oder Harry erscheint.
...
„Meister verließ das Zimmer, der Chef erhob sich nun auch und trat ans Fenster. Draußen regnete es natürlich. Das Fenster war angelehnt, und eine kleine Pfütze hatte sich auf der Fensterbank gebildet. ... Er sah nach unten in die kringelverzierten Pfützen, in die Laternenspiegelungen, auf das schadhafte und flackernde Hotelschild. Ein schäbiges zwar, aber kein Stundenhotel. ... Das Flackern des Neonschildes machte Inspektor Hagedorn nervös.“ Dierk Hagedorn Teil
VI Hansestädte: Hamburg
Jürg Halter 1980 in Bern geboren, wo er heute lebt. Er ist Dichter und Performance Poet. Studium an der Hochschule der Künste in Bern. Seit 1999 tritt er an Literaturfestivals und bei Lesungen auf dem ganzen Globus auf. So zum Beispiel bei „Poetry International“ (Rotterdam), „Poetry Africa“ (Durban) und „U.S. National Poetry Slam“ (Chicago). Halter arbeitet für seine Auftritte auch regelmäßig mit dem Kontrabassisten und Laptop-Performer Benfay zusammen. Im Februar 2005 erscheint im Ammann Verlag, Halter's erstes Buch, ein Gedichtband mit dem Titel „Ich habe die Welt berührt“. „Aber heute ist der Tag, wo ich mehr als sprechen will, ich will eine
mir eigene Sprache sprechen, eine neue, meine Sprache schaffen, ich will
die Sprache dressurreiten ganz mit meinem Körper. Alles muss stimmen,
auch der Himmel. Da haben wir es. Teil
XIII Natürlich, die Schweizer ...!
Jakob Hein, 1971 in Leipzig geboren, schrieb mit sechs
Jahren seine ersten Geschichten und las sie seiner Mutter vor. Später
entdeckte er die Möglichkeit, seine Geschichten auch anderen Leuten
vorzulesen. Das macht er heute jeden Sonntag im Berliner Kaffee Burger
auf der Reformbühne „Heim und Welt“. Nach dem erfolgreichen
Erzählband „Mein erstes T-Shirt“ (Piper 2000) legte Jakob
Hein mit „Formen menschlichen Zusammenlebens“ 2003 seinen
ersten Roman vor, es folgten die Familiengeschichte „Vielleicht
ist es sogar schön“ (2004) sowie „Herr Jensen steigt
aus“ (2006). Im wirklichen Leben ist Jakob Hein Arzt an der Berliner
Charité. Teil
III Metropole Spezial seitenanfang
Falko Hennig, 1969 in Ostberlin geboren, blieb seiner Stadt treu. Der ausgebildete Schriftsetzer ist Vorsitzender der Bukowski-Gesellschaft Deutschland. Als Journalist schreibt er u.a. für die TAZ, 1999 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Alles nur geklaut" (Maro), im Frühjahr 2002 folgte „Trabanten“ beim Piper Verlag. Falko Hennig ist meist zweimal pro Woche im Kaffee Burger: mittwochs veranstaltet er dort „Radio Hochsee“, sonntags liest er bei der Reformbühne Heim & Welt. „Es ging nach Berlin, im Kofferraum lag ein Blumenstrauß, der Geburtstag einer Freundin meiner Mutter. Wir fuhren los, ein Klappern: ‚Da ist was nicht richtig zu!‘ Ich mochte solche Ausflüge mit Familie mehr als die Fahrten auf dem Motorroller meines Vaters. Ich saß hinten, meine Eltern unterhielten sich. Der Trabant Kombi war schon besser als nur Limousine, seltener, praktischer, gerade für Campingurlaube, die Wartezeit war gleich, zwölf Jahre.“ Falko Hennig Teil
IV Die Romantik der Straße
Tobias Hipp, geboren 1981 in München. Nach dem Abitur 2001 Zivildienst im Erwachsenenbildungsbereich. Anschließend ein Jahr Studium an der FU Berlin, seit Winter 2003 wieder wohnhaft in München. Studium der Germanistik, Mediävistik und der Kommunikationswissenschaften. Veröffentlichung von Kurzgeschichten in mehreren Zeitschriften. Journalistisches Praktikum bei jetzt.de. Manuskriptum-Teilnehmer 2004/05 (Thomas Meinecke/Rainer Weiss). „Explodierende
Endorphine allüberall, kleine Kinder, die sich das erste Mal
zärtlich verbogen die Patschehändchen reichen und verstohlen
in der Sonne umarmen. Vögel, die kreischend brünftig im
Himmel kreisen wie fallsüchtiges Obst, propellerhaft kreisen
im Triebstauwahn. Man möchte am liebsten ein großes pralles
rotes Herz aufblasen, mit I-love-you-Schriftzug, weil Kitschigkeit
nach den Zeiten winterner Igelexistenz erlaubt ist.“
9/1969 gebärt sich Britta Höper in Lübeck und entscheidet im Alter von 9 Jahren Berufsautorin zu werden. 9 Jahre schleift sie sich trotz ihres naturwissenschaftlichen und mathematischen Defizits durch Grund- und Hauptschule. Dann schwört sie allen Ordnungs- und Sicherheitssystemen ab, Entfremdung von Rentenkasse und Lebensversicherung ist die Folge. Es folgen weitere 9 Jahre unter anderem mit Grundwehrausbildung an der FOS für Gestaltung, Drehbuchstudium in Hamburg, als Hörspielautorin (z.B. „Störung“, BR 2002 oder „König des westlichen Schwungs“, BR 2004) und als Verfasserin der Minidrehbücher „Smirn & Gratze“. In einem Lebenslauf mit Kraut und Rüben spielt neben der Zellteilung das Vegetarier- und Fußgängerdasein eine wesentliche Rolle. Bei einem reinen Abtropfgewicht von 9 Gramm auf einhundert Zeilenanschläge ist Britta Höper eine der führenden Schreibkräfte weltweit. Aktuell lebt sie in Hamburg, arbeitet an einem Roman und ist Vorsitzende von Babylon Enterprises 09. „In der Bahn
fand ich einen Brief. Sehr geehrter Herr/Frau Atilgan, hiermit kündigen
wir Ihr Mietverhältnis fristlos. Begleichen Sie bitte umgehend Ihre
Mietschulden und räumen Sie das Objekt binnen drei Tagen. Andernfalls
sehen wir uns gezwungen, juristische Schritte gegen Sie einzuleiten. Teil
VIII: Es ist ein Drama
Sebastian Horn, geboren 1970 in Bad Tölz und aufgewachsen in einem kleinen Dorf, lebt im bayerischen Voralpenland. Seine ersten Gedichte und Geschichten verfasste er mit zwölf Jahren. Mit einsetzender Pubertät wendete er sich den Dichtungen Baudelaires, Benns, Trakls, Rimbauds und Kafkas zu. 1987 entstanden die ersten englischen Texte für die Band Bananafishbones, in der er zusammen mit Peter Horn und Florian Rein singt und spielt. Der Vater dreier Kinder hat im Herbst 2006 eine Kinderbuchreihe verfasst. „Ich fasse in ihr schwebendes Haar und fass es nicht, ich greif
an ihre Brust und begreife nichts …“ Drunten
am Fluss
Rujana Jeger, 1968 in Zagreb geboren, lebte dort bis 1991 und zog dann aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen nach Wien. Die studierte Archäologin bezeichnet Schreiben als ihre Berufung. Für die kroatischen Ausgaben der „Cosmopolitan“ und der „Elle“ verfasst sie Kolumnen, übersetzt aus dem Englischen ins Kroatische und veröffentlichte 2001 mit „Darkroom“ ihr erstes Buch auf Kroatisch. Mit seinen verschiedenen vom Krieg mehr oder minder beeinflussten Charakteren kam der Roman dem Wunsch nach literarischer Erfrischung entgegen und war in Kürze vergriffen. 2003 erschienen unter dem Titel „Posve osobno“ („Ganz persönlich“) Rujana Jegers gesammelten Kolumnen aus der kroatischen „Cosmopolitan“. 2004 verlegte C.H.Beck „Darkrom“ auf Deutsch. Momentan arbeitet Rujana Jeger an ihrem dritten Buch. Zum ersten Mal nach zehn Jahren habe ich das untrügliche Gefühl, daß ich ... se vise nikad necu vratit´ u svoj rodni grad ... ganz wie in dem Popsong nie mehr in meine Geburtsstadt zurückkommen werde ... Meine Knie sind aus Gummi, und mein Kopf ist aus Blei. Ich gehe allein an dem Mäuerchen entlang, auf dem an einem lauen Abend meine Freundin, die jetzt in Mailand lebt, in einem roten Kleid gesessen hatte. Damals hatten wir das Gefühl, daß die Welt uns gehörte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie uns zu Füßen liegen würde.“
Claudia Kaiser lebt in München. Sie ist Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin der Münchner Band Die Moulinettes. „20 Blumen“, das erste Album, erschien 1998, 2001 folgte „Alfa Bravo Charlie“. Die Band absolviert auf ihren Touren über 60 Auftritte. Im März 2003 erschien mit „Throw Money“ die erste CD von Claudia Kaisers Musikprojekt The Sound of Money. Die Idee zu Claudia Kaisers erstem Buch „Rocken & Hosen“ (2003, dtv) entstand während ihrer Arbeit an dem Text „Mit der Kapelle ums Dorf“, der 2000 in der Anthologie „West-östliche Diven“ (dtv) erschien. „Georg lockt
Barbara mit einer Tasse Kaffee an die Theke, wo er ihr unverblümt
eröffnet ‚Du, weißt du was? Ich hab einen Hof mit fünfzig
Kühen! Und ich such a Frau. Na, wie wär's? Du tätst mir
g'fallen!‘
Schorsch Kamerun, Sänger der Goldenen Zitronen, lebt in Hamburg. Er ist einer der Betreiber des Pudel Klub. Er hat drei Soloalben und eine Lehre als Kfz-Mechaniker absolviert (Praxis: 2, Theorie: 4) sowie Theater in Zürich, Berlin und Hamburg inszeniert. Größter sportlicher Erfolg: Er stürmte für eine Prominentenmannschaft, die gegen die Rummenigge-Brüder und Uwe Bein unterlag. „Tage vorher steigere ich zusätzlich die Joggingstrecke und versuche, noch ein bisschen Thai-Box-Vergangenheit aufzufrischen (das Beste für die allgemeine Kondition), um aber auch so was von aufgepowert an die Startlöcher zu treten. Denn unter keinen Umständen darf sich ein Riss auftun an der Außenschale, wenn man erstmal reingesprungen ist in die Manege, in den Zirkus der allercoolsten Leistungssportler: die Musikvertreter auf Tournee.“
„1983 lernte ich die Moskauer Rockszene kennen, die bei weitem interessanteste Szene von allen, die Moskau damals zu bieten hatte. Meine Freunde und ich suchten nach unseren eigenen Helden, und wir fanden sie auf der Straße: Diese Menschen waren älter als wir, benahmen sich oft wie Kinder und spielten alle Gitarre.“ Wladimir Kaminer Teil
II Der wilde Osten
„Taxistand,
Rotkreuzplatz, 06.09.2000 Teil IV Die Romantik der Straße
Thomas Klupp, geboren 1977 in Erlangen, studierte „Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus“ an der Universität Hildesheim und zog im September 2006 nach Berlin. Er gab die Literaturzeitschrift „BELLA triste“ heraus und war Mitinitiator des Literaturfestivals PROSANOVA. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Zuletzt erhielt er ein Werkstattstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung für die Arbeit an der Erzählung „Der Nils-Holgersson-Effekt“. „Ein Raum mit schweren Objekten erde das sich in ihm befindliche Subjekt, ästhetisch, geistig, emotional. Wie anders lasse sich das Mobiliar des Biedermeier erklären, die Eichenvitrine in den Wohnzimmern des übersättigten Bürgertums! Jedem das seine, sagte er, aber einer, der für das Leichte bestimmt ist und im Schweren lebt, ist beim Teufel. Er hatte Recht. Ich war für das Leichte bestimmt. Eine Weile, solange die Dinge mit Jana in der Schwebe standen, hielt ich allerdings noch am Schweren fest. Besser eine schwere als gar keine Umgebung, so war wohl der Gedankengang.“
Radek Knapp, 1964 in Warschau geboren, lebt seit 1976 in Wien. Er studierte Philosophie und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sein Erzählungsband „Franio“ wurde 1994 mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Es folgten 1999 sein Roman „Herrn Kukas Empfehlungen“ sowie 2003 „Papiertiger. Eine Geschichte in fünf Episoden“. Im Frühjahr 2005 veröffentlichte Radek Knapp eine „Gebrauchsanweisung für Polen“ beim Piper Verlag. Teil XIV
Jetzt noch wilder: der Osten
Steffen Kopetzky wurde 1971 geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in München, lebte in Paris, Berlin und Hamburg und kehrte mittlerweile zurück ins schöne Bayern. Nach dem Abitur arbeitete er als Schlafwagenschaffner und veröffentlichte „Uneigentliche Reise“ und „Einbruch und Wahn“, bevor er im Frühjahr 2002 mit „Grand Tour oder die Nacht der Großen Complication“ (Eichborn.Berlin) sein Opus Magnum vorlegte. Zuletzt erschien „LOST / FOUND“ (btb Verlag 2005). Steffen Kopetzky schreibt für die ZEIT, den Rundfunk, verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und verfasst Theaterstücke und Opernlibretti. Neben zahlreichen Stipendien wurde er mit dem Carolinenpreis für Journalismus, dem Kurt-Magnus-Preis der ARD und dem Else-Lasker-Schüler-Preis für Dramatik ausgezeichnet. „Um 8 Uhr 19 verließ Pardell den Bahnhof unter einem Himmelsblau von jener verzweifeln machenden Seidigkeit, die einen dazu bringt, ob man will oder nicht, ob man Hannoveraner ist oder nicht, sich insgeheim immer wieder nach München zu wünschen, und wäre es nur für den Augenblick eines solchen Himmels." Teil
V Endstation Heimat
Teil
III Metropole Spezial
André Kubiczek, 1969 in Potsdam geboren, studierte Germanistik in Leipzig und Bonn und lebt als freier Autor in Berlin. Sein Debütroman „Junge Talente“ (2002) erregte großes Aufsehen. Mit „Die Guten und die Bösen“ hat er nur ein Jahr später, im März 2003, seinen zweiten Roman vorgelegt (beide Rowohlt Berlin). Während sein Erstling im Berlin vor dem Mauerfall spielt, handelt der neue Roman von dem alltäglichen Chaos in der wiedervereinigten Stadt. Draußen
hatte es aufgehört zu schneien, der Himmel war klar, mondbehängt
und sternenlastig, der Schnee reflektierte das Laternenlicht, die Straßen
glänzten. ... Man konnte nicht viel mehr hören als die eigenen
knarzenden Schritte im Pulverschnee. Nur von weiter weg schwappte ein
leises Rauschen herüber, das Hallen von Metall, das Summen nächtlicher
Fabriken, das Dröhnen der Transitautobahn. Eisenbahnsignale, Huptöne,
Westberlin: Der Grundton der Stadt.“ Teil VII Musik ist unser Leben seitenanfangHenriette Kuhrt, 1977 in Hamburg geboren, lebt in München. Dort beendet sie zurzeit ihr Studium der Kommunikationswissenschaft und arbeitet als freie Journalistin u.a. für den ZÜNDFUNK, das Jugendprogramm des Bayerischen Rundfunks. Henriette Kuhrt veröffentlichte zuvor zahlreiche Kurzgeschichten in Anthologien, im Herbst 2005 erschien ihr erster eigener Erzählband „Milchmädchenrechnung“ beim Gustav Kiepenheuer Verlag. „Ich will dich nicht mehr. Ich hatte genügend Zeit, über dieses blöde Spiel nachzudenken. Aus der Distanz betrachtet bist du nämlich bloß ein Kerl, der seinen Ehering am Mittelfinger trägt und, anstatt seine Frau zu verlassen, heimlich nach Spanien reist. Also komplett unsouverän. Und es sind immer die Unsouveränen, die einen verletzen. Und darum will ich dich nicht mehr.“ Teil XVIII We are family seitenanfang Stan Lafleur, 1968 in Karlsruhe geboren, lebt in Köln, Mauenheim. Er studierte Germanistik, Medienwissenschaft, Anglistik, Romanistik, Afrikanistik an den Universitäten Düsseldorf und Köln, entschloss sich dann zur Ausbildung zum Online-Journalisten und war u.a. als Lager- und Fabrikarbeiter, Möbelpacker, Krankenpfleger, Zappes, Grafiker, Journalist, Unternehmensberater und Kurator tätig. Stan Lafleur schreibt Prosa und Lyrik, er veröffentlichte bislang acht Einzeltitel und gewann neben verschiedenen Poetry Slams mehrere Stipendien und Auszeichnungen. Einige seiner Gedichte wurden ins Englische, Französische, Kroatische und Polnische übersetzt. „‘Es ist stets herbst in mauenheim‘, heißts in dem berühmten Gedicht. Und das stimmt. Wer Mauenheim gesehen hat, versteht die ganze tiefe Wahrheit dieses einfachen Satzes. Keine Sorge, es gibt in Mauenheim nicht viel zu sehen. Einen großen Friedhof, zwei beampelte Kreuzungen und gelegentlich aufgerissene Straßen. Einmal pro Jahr kommt ein Junkie und überfällt wehrlose alte Damen in Hauseingängen. Dann wandert er wieder in den Knast. Mauenheim ist eigentlich kein Vorort, sondern ein Gefühl. Das Gefühl, in vieler Hinsicht verarmt und dafür umso reicher an Utopielosigkeit zu sein.“ Teil XVII Domstädte: Köln www.stanlafleur.de seitenanfang Elena Lange, 1976 in Hamburg geborene Musikerin mit akademischem Grad in Philosophie. Blond, ca. 1,71 cm., erklärter Fan englischsprachiger Popmusik und Gitarristin und Sängerin, Komponistin und Produzentin von Stella und TGV. Hat inzwischen drei Alben und ca. 89 Singles (mit)produziert. Schreibt Texte jeglicher Art. Gastrussin bei Schorsch Kamerun und Muse von Chrysler. „Mense ist kein guter Packer. Ich habe keine Lust, daß mir während der Fahrt bei einer scharfen Bremsung ein Mischpult, ein Computerbildschirm oder ein Crashbecken auf den Kopf fällt. Mense findet das lustig. Also streiten wir. Im Autokassettenrecorder läuft abwechselnd Mary J. Blige und Bongwater.“ Teil XIX Musik, Volume 2 Stella seitenanfang Maxim Leo, 1970 in Berlin geboren, lebt dort mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Er studierte Kommunikationswissenschaften und ist heute Redakteur und Reporter der Seite drei der „Berliner Zeitung“. 2003 erhielt er den Deutsch-Französischen Journalistenpreis. Im Herbst 2005 veröffentlichte Maxim Leo gemeinsam mit seinem früheren Kollegen Jochen-Martin Gutsch „Single.Family – 66 wahre Geschichten“ beim Herder Verlag. „Nur weil ich Kinder habe, muss ich mir nicht das Leben schwer machen. Die kommen auch so klar. Ich muss keine Erziehungsberater lesen. Ich muss nicht mit ihnen malen. Ich muss sie nicht immer donnerstags von der frühkindlichen Musikerziehung abholen. Wenn sich Catherine beklagt. Sage ich: ‚Konfuzius hat gesagt, eine Mann kann nur eine Sache zu einer Zeit tun.’ Dann gehe ich Fußball spielen.“ Teil XVIII We are family seitenanfang
Claudius Lünstedt, 1973 in München geboren, lebt heute in Berlin. Nach seinem Dramaturgie-Studium in Leipzig erhielt er ein Stipendium für ein Studium an der Université Paris III Sorbonne Nouvelle im Studiengang D.E.T.S. (Dramaturgie, Regie, Bühnenbild), besuchte die Dramenwerkstatt der Bayerischen Theaterakademie München unter der künstlerischen Leitung von Tankred Dorst und assistierte an verschiedenen Theatern in München, Berlin und Wien. Für sein erstes Theaterstück „Zugluft“ erhielt er den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis 2003, für sein zweites „Musst boxen“ den Jakob Michael Reinhold Lenz-Preis für Dramatik der Stadt Jena 2003. Im Jahr 2003 wurde Claudius Lünstedt zu den Autorentheatertagen am Thalia Theater / Hamburg, zu den Werkstatttagen am Burgtheater / Wien und zum Wochenende der jungen Dramatiker der Münchner Kammerspiele eingeladen. „Liebe Mutter. Geht mir gut. Frohes Neues. Dein Schal ist weg. Verloren. Bin in Bayern. Ausmisten. Pferde zur Koppel. Füttern. Heuernte. Stroh. Was halt anfällt. Ich wär ein feiner Fang sagen sie. Kost und Logis frei. Habs mir erkämpft. Hinter der Grenze... beim Amt. (...) Wenn ich am Ball bleib willig sagen sie darf ich in sieben Jahren den Maibaum aufstellen. Oben den Löwen wegschneiden. Heißt hier was. Gestern hatt ich Durchfall. Sven. P.S. Hab die Alpen schon mitgekriegt. Ganz nah. Sind der Knüller. Noch P.S. Moni. 17.“ Teil
VIII: Es ist ein Drama
Benjamin
Maack, geboren am 3.4.1978 in Winsen/Luhe, lebt seit Winter 98
in Hamburg. „Heute gehe
ich manchmal gedopt von einem guten Kinofilm durch die Straßen der
Stadt, in der ich lebe, und mein Gehirn und mein Körper bilden eine
Einheit. Kein Blitz scheint dann zwischen Denken und Handeln zu passen.
Ich kann mühelos 25 Stufen mit fünf Sprüngen bewältigen.
Es fällt mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass mich ein blaues
Leuchten von aufgeladenem Äther umgibt. Diese Zeitspannen sind kurz
und selten. Ich zieh sie mir rein wie ein Junkie. Und wie ein Junkie die
Schönheit des Mohns betrachtet, betrachte ich diese kurzen Einbrüche
der Fantasie in meine Realität. Sie verwandeln meine Umgebung spielend
in das Penthouse des Elfenbeinturms.“ Teil
VI Hansestädte: Hamburg
Stefan Maelck, 1963 in Wismar geboren, studierte Anglistik und Germanistik in Rostock. Er verbrachte längere Zeit in den USA und England. Mach einem Gastspiel als Lektor bei Reclam Leipzig ist er seit 1994 freier Publizist und Radiomoderator mit dem Schwerpunkt Literatur und Popmusik. Heute lebt Stefan Maelck in Halle. Im Februar 2003 veröffentlichte er bei Rowohlt Berlin den Hank-Meyer-Roman „Ost Highway“. Momentan arbeitet er am nächsten Fall des Privatdetektivs und Country-Fan Hank Meyer. „Ich könnte
anbieten, ihr das Album mit dem gewünschten Song zu leihen. Aber
welche Frau besaß heute noch einen Plattenspieler? Das wäre
eine Marktlücke für die
Gil Mehmert, Regisseur, Jahrgang 1965, ist aufgewachsen zwischen Ruhrgebiet und Münsterland. Er studierte nach Abitur und Zivildienst zunächst Musik in Köln, dann Regie bei August Everding an der Musikhochschule München. Seit 1992 freier Regisseur in Schauspiel und Musiktheater mit über 60 Inszenierungen u.a. in Bochum, Potsdam, Rostock, Graz, Zürich und München, wurde er 2003 Professor an der Folkwang-Hochschule Essen. Zudem beschäftigt er sich mit Theatermusik und Filmarbeit: „Ukulele Blues“ (Musikkurzfilm, 1999), „Aus der Tiefe des Raumes“ (Kinofilm, 2004). Teil
XV Männer (sind immer verdächtig)
Thomas Meinecke, 1955 in Hamburg geboren, zog es schon vor einiger Zeit ins schöne Bayern. Nach mehreren Jahren in München lebt er seit 1994 im Oberland. In den Siebzigern gründete er die Zeitschrift „Mode und Verzweiflung“, die 1997 als Textsammlung bei Suhrkamp erschien. 1980 war er Mitbegründer der Band FSK, als Musiker realisiert er auch Projekte mit David Moufang, solo ist er z.B. auf „Clicks & Cuts 1“ vertreten. Als Radio-DJ hat Thomas Meinecke seit 1985 eine eigene Show im Zündfunk, derzeit jeden zweiten Mittwoch ab 23 Uhr. Die Erzählungen und Romane Meineckes sind alle bei Suhrkamp erschienen, zuletzt „Hellblau“ (2001) und „Musik“ (2004). „Gegen 2 Uhr nachts verlasse ich die Wohnung, ohne Heinrich, der sich in einem antifaschistischen Chat Room eingewählt hat. Im WMF, an der Bar, legt Thomas Fehlmann angenehme Musik auf. Auch die Leute rundum wirken sympathisch; ich wünschte, Diedrich Diederichsen könnte sie sehen. Neben mir unterhalten sich zwei Engländerinnen über das gediegene, aus DDR-Zeiten stammende Interieur. ... Münchens Chicks on Speed bereiten sich ihren Auftritt vor; ich kann sie Mercedes Bunz von De:Bug vorstellen. Demnächst werden sie nach Berlin ziehen.“ Teil
X Lernen von den Alten
Juan Moreno wurde 1972 in Huércal-Overa in Spanien geboren, lebt in Berlin. Er arbeitete fürs Fernsehen und absolvierte die Journalistenschule in München. Seine wöchentliche Kolumne „Von mir aus“ in der Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung erschien im Sommer 2004 als Buch bei der DVA, im Frühjahr 2005 erschien sein zusammen mit Jochen-Martin Gutsch verfasster Roman „Cindy liebt mich nicht“. „Ich war Trauzeuge, Stufensprecher, Altenpfleger, 1978 Hanauer Stadtmeister über 50 Meter Brust, aber noch nie Onkel. Onkel ist ganz gut, denke ich. Besser als Tante. Bei Onkel denkt man an Güte, Sympathie, Wärme. Der Begriff ist positiv besetzt. Der reiche Onkel aus Amerika, Onkel Toms Hütte, Onkel Ben. Bei Tanten sieht das anders aus.“ Teil XV Männer (sind immer verdächtig)
Andreas Neumeister, geboren 1959. Lebt als Autor und DJ in München, wo er mit Christos Davidopoulos den mobilen Klub „Medley“ betreibt. Bei Suhrkamp veröffentlichte er die Romane „Äpfel vom Baum im Kies“ (1988), „Salz im Blut“ (1990), „Ausdeutschen“ (1994), „Gut laut“ (1998) und „Gut laut. Version 2.0“ (2001) sowie zuletzt „Angela löscht ihre Website“ (2002). Darüber hinaus gab Andreas Neumeister zusammen mit Marcel Hartges den Reader „Poetry! Slam! Texte der Pop-Fraktion“ heraus (1996, Rowohlt). „Orte,
die man aus dem Fernsehen kennt Teil
X Lernen von den Alten
„Manchmal komme ich mir ein bisschen blöd vor, wenn ich mit meinem Stoffbeutel unterwegs bin. Grad in Berlin! Man will ja seine Stadt auch ein bisschen repräsentieren. Wenn ich mit meinem Beutel durch Mitte laufe, zeigen die Touristen aus der Provinz mit dem Finger auf mich und raunen sich enttäuscht zu: 'Is ja wie zu Hause!' So macht man das ganze Weltstadt-Berlin-Flair kaputt." Robert Naumann Teil
III Metropole Spezial
Klaus Nüchtern, 1961 in Linz geboren, lebt in Wien. Er ist Kulturredakteur und stellvertretender Chefradakteur des „Falter“, für den er seit 1989 schreibt. Die besten Texte seiner dort erscheinenden Kolumne „Nüchtern betrachtet“ liegen bereits in zwei Veröffentlichungen vor: „Rain On My Crazy Bärenfellmütze“ (2001) und „Kleines Gulasch in St. Pölten“ (2003, beide Falter Verlag). „Neulich hat sogar ein Taxifahrer für mich gebremst. Hätte er nicht machen müssen. Hat er aber. Ließ mich auf der Prater-Hauptallee einfach über den Zebrastreifen laufen. Spätestens seit diesem Vorfall weiß ich, dass der natürliche Feind des Praterläufers nicht im Auto, sondern buchstäblich hoch zu Ross sitzt. ... Menschen sitzen auf den Rücken von Tieren, die von der Natur weder zum Laufen noch zum Springen, sondern ausschließlich zum Ziehen von Lasten ersonnen wurden, und bewegen sich im Schritttempo durch den Prater.“ Teil
IX Wien Mitte
Georg
M. Oswald - Moderator bei GESCHICHTEN AUS DER GROSSEN STADT.
„Mochte sich der deutsche Mann auch aus Verzweiflung über den Gang der Geschichte binnen weniger Jahrzehnte vom stahlharten Landser zum weichgespülten Schluffi entwickelt haben, der nur eines nicht wollte: jemandem Angst machen, so war dies dennoch nicht vertrauenswürdig, denn auf die Selbsterniedrigung konnte womöglich ein erneuter Ausbruch folgen, so wie etwa Anfang der Neunziger, als der deutsche Skinhead ins öffentliche Bewusstsein trat. Zu eben jener Zeit wurde der Schluffi dann auch nach und nach abgelöst vom internationalen Waschbrettbauchmann, dessen einziges Interesse allgemein und universal verständlich der erfolgreichen Balz galt. Man konnte sich darüber streiten, ob er eine Art demokratischer Weiterentwicklung war, die, wenigstens in Deutschland, einen entspannteren Umgang mit der eigenen Geschichte signalisierte, oder einfach nur ein gut trainierter Idiot.“ Teil X: Lernen von den Alten
Albert Ostermaier, 1967 in München geboren, lebt dort als Lyriker und Dramatiker. Albert Ostermaiers Theaterstücke gehören zu den meistgespielten an den deutschsprachigen Bühnen; die Uraufführung seines ersten Stückes „Zwischen zwei Feuern. Tollertopographie“ 1995 im Münchner Marstall Theater war zugleich sein Durchbruch. Seine Theaterstücke und Gedichtbände sind alle bei Suhrkamp erschienen, zuletzt „Katakomben. Auf Sand“ (2003). Lesungen bestreitet Albert Ostermaier oft zusammen mit dem Musiker Bert Wrede. Auf das Münchner Literaturstipendium 1990 folgten zahlreiche weitere Preise, u.a. der Ernst-Toller-Preis (1997), der Ernst-Hoferichter-Preis 2000 der Stadt München, der Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes 2000 sowie im November 2003 der Kleist-Preis. „Die Sterne starren durchs Fenster, der Himmel schickt sich an, noch auszugehen, und pudert sich mit ihrem Staub, der grosse Wagen zittert, und auf der Milchstrasse schiebt sich der Stau durch die Nacht. Ein Engel stürzt über sein Lachen, die Selbstmörder fallen von den Häusern, und wer sie fallen sieht, hat einen Wunsch frei. Eine schöne, klare Nacht. Nur die Strasse wartet im blauen Licht der Tankstellen auf den Geruch von Benzin und den schwarzen Dunst der Abgaswolken, einsam liegt sie da wie eine Beute.“
Marie Pohl geb. 1979 in Hamburg, verbrachte ihr bisheriges Leben unter anderem in Köln, New York, Madrid, Stuttgart und lebt heute in Berlin. Sie arbeitete nach dem Internationalen Abitur als Scriptgirl, Übersetzerin (u.a. Mitarbeit an der Übersetzung des Theaterstückes „Headless in a topless bar“ von Peter Koeper), Regieassistentin und Schauspielerin in Spanien und Deutschland (u.a. im Film „Der Passagier“ von Thomas Brasch). 2000 startete Marie Pohl eine Reise um die Welt und besuchte sieben verschiedene Städte mit dem Ziel, „meine Generation in ihrer Anfangs-Aufbau-Zeit [zu] finden und [zu] porträtieren“. In ihrem soeben erschienenen Roman „Maries Reise“ (Rogner & Bernhard) berichtet sie von ihren Erlebnissen. „Doch Berlin ist groß und vielfältig und ich werde mir auch hier eine Reise ins Unbekannte zusammenstellen. ... Wenn ich reise, dann habe ich immer ein Ziel, und auf der Suche nach dem Ziel passieren mir Dinge, die mit dem Ziel gar nichts mehr zu tun haben, die aber zum eigentlichen Höhepunkt der Reise werden.“ Marie Pohl
Madeleine Prahs, geboren 1980 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), ist dort und am Ammersee aufgewachsen. Sie steht kurz vor dem Abschluss ihres Studiums der Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Mediävistik, das sie in München und St. Petersburg absolvierte. 2005/2006 nahm Madeleine Prahs am „Manuskriptum“-Kurs der LMU München sowie an der Autorenwerkstatt des Münchner Lyrik-Kabinetts teil. „'Reden Sie mit mir, Marie, reden Sie mit mir. Deshalb
sind wir doch hier, um etwas zu erfahren, nicht wahr.’ Sein Verständnis
lag in der Luft wie der ölige Benzinnebel an einer Tankstelle
im Sommer, und unmerklich überkam sie ein Würgereiz. Sie
atmete tief ein und versuchte an Berge, ans Meer und klare Luft zu
denken. 'Ich verstehe nicht welchen Sinn das hier hat.’ Und
leise aber bestimmt fügte sie noch hinzu: 'Es ist doch nichts
passiert.’“
Teil
I Kindheit und Jugend seitenanfang
Tilman Rammstedt, geboren 1975, lebt in Berlin. Er ist Texter und Musiker in der Gruppe Fön. 2001 gewann Tilman Rammstedt den Berliner Literaturwettbewerb Open Mike, 2003 den Rheinischen Kulturförderpeis. Für sein erstes Buch „Erledigungen vor der Feier“ (DuMont Verlag 2003) erhielt er weitere Auszeichnungen, im Herbst 2005 erschien ebenfalls bei DuMont sein erster Roman „Wir bleiben in der Nähe“. „Wenn man das Weite suchen will, dann ist es nicht nur wichtig, Schuhe und Jacke anzuziehen, es ist auch wichtig, nicht erst im Zimmer auf und ab zu laufen, denn wenn man erst im Zimmer auf und ab läuft, dann sucht man nicht das Weite, dann straft man Schuhe und Jacke weiter Lügen und ruft zurück, auch wenn man es nicht selbst war, der aufgelegt hat ...“
Dan Richter, 1968 in Berlin-Pankow geboren, Ausbildung zum Flußlotsen (Oder). 1999 einen Text geschrieben und zum ersten Mal öffentlich vorgelesen. Mitbegründer der Chaussee der Enthusiasten und des Kantinenlesens. Auftritte bei den Varieté-Bühnen Scheinbar, Chamäleon, UFA-Fabrik. Texte und Geschichten in TAZ, NEUES DEUTSCHLAND. Belegte 2001 beim German International Poetry Slam in Hamburg den 2. Platz. Beitrag in der Berlin-Anthologie des Ravensburger Verlages (Herbst 2001). Teil
III Metropole Spezial
„Ein
schönes Wetter‘, sagt Hendrik. ‚Das wollen wir einmal
abwarten‘, sagt Gordon. ... Teil
VI Hansestädte: Hamburg
„erzähle
ich ihm: ‚hier in salzburg kommt der sonnenschein von unten, da
drehen sie noch jedes bierglas danach um, aber in berlin, in berlin gibt
es nur whiskey, der querstrahlt, und auf hochtouren glasfaserpartys, da
gibt es keine öllamperlpunks wie dich.‘
„Immerhin war es Schnürer gelungen, den peinlichen Sturz
einigermaßen leise durchzuführen. Er zögerte mit dem
Aufstehen, lauschte mit angehaltenem Atem, hörte nichts, rappelte
sich hoch, ohne sich irgendwo festzuhalten, um nicht womöglich
noch ein Möbelstück voller Porzellan und Blech umzuwerfen
oder eine hinterlistige Schublade herauszureißen, in der sich
unweigerlich der Besteckkasten befände, der sich daraufhin mit
dem Geräusch eines zusammenstürzenden Baukrans auf den Boden
erbräche.“ Teil
XXI Schöner scheitern
Susanne Schirdewahn, 1970 in Berlin geboren, wuchs in München auf und kehrte nach dem Abitur in ihre Geburtsstadt zurück. Sie studierte Theaterregie, arbeitete beim Film, um sich schließlich auf ihre wahren Leidenschaften zu besinnen: 2001 erste Ausstellung als Malerin und Beendigung ihres ersten Romans „Der Rausch vom ureigenen Unglück“. Derzeit entstehen Erzählungen für einen neuen Band. Vielleicht hätte sie mal nach Berlin gehen sollen, wo der Bär brummt, aber München ist auch schön, vor allem im Sommer. Das konnten Alex und Zoe nur bestätigen, meine Mitbewohner, sogar wahnsinnig schön. Mit dem Fahrrad die Isar lang. Beinahe wehmütig schwärmten sie ..., während wir in der Küche in Berlin saßen, auch nicht schlecht, nur eben anders, ein Hinterhof nach dem anderen, sagten sie, die Nachbarn zum Greifen nah, aber alles viel anonymer in der großen, großen Stadt.“ Susanne Schirdewahn Teil
IV Die Romantik der Straße
Katja Schmid, Jahrgang 1970, verbrachte ihre Schulzeit in Baden-Württemberg und den Vereinigten Staaten. Noch vor dem Abitur unterschrieb sie einen Ausbildungsvertrag mit der Mercedes Benz AG, entschied sich dann aber für ein Studium an einer Business-School in der Champagne. Nach zwei Semestern kehrte sie der BWL und Frankreich den Rücken, um in München Germanistik zu studieren. Nach dem Examen arbeitete sie beim Fernsehen. Heute lebt sie als freie Journalistin und Autorin in München. Im Herbst 2000 erschien ihre Erzählung „Immun gegen Kirschbrause“ in der dtv-Anthologie „West-östliche Diven“, Anfang dieses Jahres ihr Nachwort zu John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ (dtv 2002). Im Moment arbeitet sie an zwei Romanen: „Umwege“ und „Alhambra“. „Wärmflaschen sind die profane Version von Dorothys Zauberschuhen, den ruby slippers aus dem Film Wizard of Oz: Wünsch dich irgendwohin. There's no place like home. Es ist nirgends so wie zu Hause. Mit der Wärmflasche aber ist man überall zu Hause.“ Katja Schmid Teil
V Endstation Heimat
„Nach zwei Tagen konnte ich wieder laufen und ihm die Stadt zeigen. Sein Vergnügen war ansteckend, und ich erinnerte mich an die Zeit, als ich selbst noch so viel Enthusiasmus für Häuser aufbrachte. Später war mir das vergangen. Wenn sie einem zu viel vor der Nase wegrissen, wurde man vorsichtiger, und ich hatte ja sogar ein unvermeidliches Müller-Zitat zur Hand, das mir für meine Müdigkeit ein philosphisches Alibi gab: ‚In der Zeit der Verrats sind die Landschaften schön.‘ Das galt nämlich auch für Stadtlandschaften und bedeutete, dass der, der gerade irgendetwas verrät, sich nach Häusern umzudrehen beginnt, anstatt zu tun, was ein Mann tun muss, was auch immer das sei.“ Jochen Schmidt
Teil
I Kindheit und Jugend
Teil
III Metropole Spezial
Tim Staffel, 1965 in Kassel geboren, lebt in Berlin. Als Autor von Hörspielen, Short Storys, drei Romanen („Terrordrom“, „Heimweh“, „Rauhfaser“) und zahlreichen Theaterstücken erhielt er mehrere Stipendien. Zuletzt war an der Berliner Volksbühne sein Stück „Hausarrest" zu sehen; „Von Cowboys und Elfen" wurde in Berlin und Konstanz aufgeführt. Seit September 2003 läuft an der Landesbühne Dresden „Alles Blau“, im Herbst 2003 sendet der WDR das Hörspiel „Ich sehe was, was du nicht siehst". Tim Staffel arbeitet meist parallel: Aktuell sitzt er an einem neuen Roman, zwei Hörspielen und einem neuen Theaterstück. „Ich
gehe gern zu Fuß. Das Schöne nach zwölf Jahren in der
immerselben kleinen Stadt war, dass einen nichts mehr überraschen
konnte. Außer vielleicht man selbst. Wozu brauche ich noch einen
Telefonadressbuchkalender? Sobald es dunkel wurde, schaltete ich den neu
angeschafften Videobeamer ein. Achtunddreißig Programme plus Premiere
World fraßen sich in die Rauhfaser hinein.“
Peter Stamm, 1963 in Weinfelden/Kanton Thurgau geboren, lebt heute als freier Autor und Journalist mit seiner Familie in Winterthur. Er studierte nach einer kaufmännischen Lehre einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und verbrachte längere Zeit in Paris, New York, Skandinavien, London und Berlin. Peter Stamm verfasste Hörspiele für Radio DRS1, DRS2, Radio Bremen, den WDR und den Südwest Rundfunk, Theaterstücke und Beiträge für verschiedene Anthologien. 1998 erschien sein erster Roman „Agnes“, 1999 die Kurzgeschichtensammlung „Blitzeis“, 2001 der Roman „Ungefähre Landschaft“ und 2003 der zweite Erzählband „In fremden Gärten“. „Seit langem bin ich wieder in mein Dorf gekommen. Vom Zufall getrieben, fuhr ich im Regionalzug eine Station über mein Ziel hinaus und ging dann zu Fuß zurück. Eine Stunde würde der Weg mir nehmen. Ich ging über die Ebene, auf der bald einmal die Industriegebiete die beiden Dörfer verwachsen werden. Mit Mühe nur zündete ich mir im starken Wind eine Zigarette an, Regenwolken zogen schnell über den Himmel nach Osten, aber immer wieder schien dazwischen die Sonne herunter auf mich und das Tal, und ich dachte, dass in dieser Zeit der Himmel schöner ist als die Erde.“ Teil
XIII Natürlich,
die Schweizer ...!
Jörg Steinleitner, Jahrgang 1971, lebt als Autor und Jurist in München. In seiner Reiseerzählung „Sewastopol Sekond Hend“ (Lagrev-Verlag, 2001) trug er unsachliche Beobachtungen an hochhackigen Stakselfrauen, Wodka und Tataren zusammen. Mit Matthias Edlinger veröffentlichte er den Roman „205.293 Zeichen“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 1999 und Lagrev, 1998) und „Hirschfänger“ (Lagrev, 2004). 2000 gaben beide die Anthologie „Deo“ heraus, der er eine Geschichte beisteuerte. Außerdem schreibt Jörg Steinleitner die monatliche Kolumne „Voll, der Jurist“ für die Zeitschrift Life & Law und ist mit einer Kurzgeschichte in der Anthologie „Freistunde. Schüler erzählen von ihrem Leben nach dem Stundenplan“ (Kiepenheuer & Witsch, 1999) vertreten. „Nur keine Reifenpanne, jetzt, hier, mitten in der Pampa, von 1.400 Soldaten umgeben. Die Burschen sahen richtig gefährlich aus. Und wir sind nicht in einem Rechtsstaat. Hier gelten Ukraine-Rules.“ Jörg Steinleitner Teil II Der wilde Osten
Johanna Straub, geboren 1970 in Hamburg, absolvierte in Tübingen ein Studium in Allgemeiner Rhetorik, Komparatistik und Empirischer Kulturwissenschaft mit „Die Riefenstahlfalle“, organisierte über mehrere Jahre ein Open-Air-Filmfestival und leitete einen Weltvertrieb für Dokumentarfilme in Leipzig, bevor sie sich als freie Autorin und Filmemacherin selbständig machte. Heute lebt sie in Berlin und arbeitet an einem dokumentarischen Serienprojekt „Über Mütter“ sowie an ihrem ersten Roman. „Vater am Telefon wortkarg wie immer. Sein übliches kurzes Grummeln bevor er den Telefonhörer an Mutter weiterreicht, er nimmt überhaupt nur ab, damit sie ihm nicht in der Umkehrung der Situation eines Tages das Telefon reichen kann und er dann dasitzt, mit dem Hörer in der Hand, und etwas sagen muß, am Ende.“ Teil XV Männer (sind immer verdächtig)
Barbara Streidl, geboren 1972 in München, ist dort aufgewachsen, zur Schule und zur Universität gegangen. Heute arbeitet sie dort als Journalistin beim Bayerischen Rundfunk ZÜNDFUNK, bei jetzt.de und der Süddeutsche Zeitung Diskothek. Sie spielt Bassgitarre und Kontrabass bei Die Moulinettes und The TriSonics. Hobbys sind Essen und Schlafen; Schwimmen und Segeln. Barabara Streidl ist der Meinung, manche Wörter sollten in den seltenen Sprachgebrauch verbannt werden (z. B. „lecker“). Drunten
am Fluss
Marco Strobel wurde 1975 in Aalen/Württemberg geboren und lebt seit 1996 in München. Er studiert Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Germanistik und Anglistik an der LMU München. Für das Münchner Audiotheater arbeitete er bei der Hörbuchproduktion von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ als Sprecher (2001, Audiobuch Freiburg). Marco Strobel schreibt Lyrik und Prosa. Im April 2001 veröffentlichte er die Erzählung „Der Heimweg“ in der Literaturzeitschrift AKZENTE. Demnächst erscheint sein erster Roman „Die Brille“ im Berlin Verlag. „Links ragten quaderförmige Wohnblöcke empor. An den meisten Balkonen hingen Satellitenantennen. Einige Fernseher schickten ihr Flackern durch die Scheiben. Rechts reihten sich Geschäftsgebäude aneinander. Natürlich war auf dieser Seite nun alles dunkel. Nur selten fuhr ein Auto an ihm vorbei. Eine Stunde wechselte die Kulisse nicht. Dann aber wurde es heller um ihn. Das war die Innenstadt. Er lief schneller.“ Marco Strobel Volker
Strübing, 1971 in Sondershausen geboren, lebt in Berlin.
Er ist Mitglied der Berliner Vorlesebühnen LSD und Chaussee der Enthusiasten
und einer der weltweit unbekanntesten Popstars. Begann seine künstlerische
Karriere als Komponist für C64-Computerspiele, probierte sich in
verschiedenen Jobs und Studienfächern, bis er vor sechs Jahren das
Geschichten- und Liederschreiben für sich entdeckte. Seit zwei Jahren
ist er freischaffender Autor, schreibt manchmal Werbung oder Witze fürs
Fernsehen, meistens aber für sich und die Bühne. „In einer Zeit
der Kälte, in der Familien nur noch in Talkshows miteinander reden
und Großmütter mit Mikrowellen kochen, in einer Zeit, in der
einzig billige Ironie noch ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen
zu zaubern vermag, nur Geld die Menschen noch interessiert und die Liebe
vom eisigen Atem der Sozialdemokratie hinweggefegt wird wie ein welkes
Blatt, das der Herbstwind in eine Pfütze weht, singe ich ein Liebeslied.“
Teil
VII Musik ist unser Leben
Philipp Tingler, 1972 in Berlin (West) geboren, lebt in Zürich. Er arbeitete als Fotomodell und studierte Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Hochschule St. Gallen, London und Zürich. Philipp Tingler erhielt ein Hochbegabten-Stipendium und beschäftigte sich in seiner Doktorarbeit mit dem Einfluss des transzendentalen Idealismus auf das Werk Thomas Manns. Er schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften, für den Rundfunk und fürs Fernsehen. Nach „Hübsche Versuche“, seiner ersten Buchveröffentlichung im Jahr 2000, erhielt er 2001 die Ehrengabe des Kantons Zürich für Literatur und las beim „Ingeborg-Bachmann-Preis“. Einen Teil seiner Erfahrungen mit dem Literaturbetrieb dokumentierte er in „Ich bin ein Profi“ (2003). 2005 erschien mit „Juwelen des Schicksals“ Tinglers erster Band mit kurzer Prosa bei Kein & Aber. Im Herbst 2006 legte er mit „Leute von Welt“ den zweiten Band nach. „Mit diesen Beispielen möchte ich die erste Grundregel einer
erfolgreichen Beschwerdepolitik illustrieren: Bei kleineren Vorkommnissen
ist es immer das Beste, seinem Unwillen sofort Luft zu machen und die
verantwortliche Person augenblicklich und von Angesicht zu Angesicht
zu stellen. Erstens spart das Zeit, zweitens lohnen Bagatellen keinen
größeren Aufwand wie etwa das Verfassen von Briefen, und drittens
und wichtigstens ist die direkte und unmittelbare Beschwerde, wenn Sie
mich fragen, auch gesünder. Denn was kann es Reinigenderes geben
als die direkte und unmittelbare Energieabfuhr angesichts einer akuten
Konfrontation mit der Unzugänglichkeit der Mitgeschöpfe …“ Teil
XXI Schöner scheitern
Friederike Trudzinski, 1982 in Aachen geboren, in Hamburg aufgewachsen, lebt seit 2003 in München, studiert dort Theaterwissenschaft. Ihre Kurzgeschichten erschienen in diversen Anthologien, Zeitungen und Magazinen. Dramatische Texte wurden auf Kampnagel in Hamburg, sowie an den Münchner Kammerspielen aufgeführt. Sie ist Mitveranstalterin der Münchner Lesebühne „Westend ist Kiez“, die jeden ersten Samstag im Monat im Stragula stattfindet. Ihr erster Kurzgeschichtenband „Boris“ (minimaltrashart) erschien im Januar 2006. „Ich habe einen bösen Ort für jede Situation. Mir untersteht ein ganzes Imperium mit gottverlassenen Inseln. Und wenn ich Tina treffe mit ihren weißen Stiefeletten, dann weiß ich schon, dass ihre Insel ganz besonders dreckig sein muss. Und dass auf sauberen Podesten hübsche Jungs Hula tanzen und herunterlachen in die Jauchegrube, in der sie ihren Stiefeln hinterherschwimmt.“ Drunten
am Fluss
Dimitri Verhulst, 1972 in Aelst/Belgien geboren, lebt in einem Wald in Belgien. Neben seiner Arbeit als Pizzakurier begann er die Arbeit an dem Roman„De kamer hiernast“. Diesen schloss er auf Mallorca ab, wo er aus Geldnot als Animateur für deutsche Touristen arbeitete. Als Journalist schreibt Dimitri Verhulst regelmäßig für die Tageszeitung „De Morgen“. Als er inkognito in einem Asylantenheim recherchierte, beschäftigten ihn seine Erlebnisse dort so sehr, dass er sie in seinem zweiten Roman abgründig-komisch verarbeitete. „Problemski Hotel“ ist seine erste Buchveröffentlichung auf Deutsch und erschien im Sommer 2004 bei Claassen. „Mein Zimmergenosse ist Igor, ein Ukrainer, Ex-Boxprofi. Dass er Strawinsky genannt wird, liegt einzig und allein an seinem Vornamen, denn irgendetwas Musisches strahlt er beim besten Willen nicht aus. Eine Kleinigkeit allerdings könnte er mit dem Komponisten gemeinsam haben: das Verlangen, Franzose zu sein. Seine Hoffnung auf ein besseres Leben setzt Igor auf die Fremdenlegion, es ist sein brennender Wunsch, als Kanonenfutter die französische Fahne schwenken zu dürfen. ... Im Moment gibt es jedoch so viele Russen in der Fremdenlegion, dass man ihnen vorübergehend die Tür vor der Nase zugemacht hat.“ Teil XIV Jetzt noch wilder: der Osten
Florian Werner, geboren 1971, lebt in Berlin. Er ist Texter und Musiker in der Gruppe Fön. 2001 gewann Florian Werner den ersten Preis beim Allegra-Literaturwettbewerb. Seine Karaoke-Seifenoper Rachengold hatte im Herbst 2002 am Stadttheater Hildesheim Premiere. Anfang 2005 erscheint mit "Wir sprechen uns noch" sein erster Erzählband beim Deutschen Taschenbuch Verlag. „Ich erzähle ihr von Infusionen mit Natriumchloridlösung, von Ultraschall-Zerstäubern und lebensverlängernden Maßnahmen, vom geflügelten Wagen der Zeit, der schon mit heulendem Motor an der Ampel steht und nur darauf wartet, uns mit seinen breiten Reifen zu überrollen, davon, dass die Rotphase des Lebens nicht ewig dauere, dass ihre Farbe im Moment aber noch unerhört intensiv sei, wie zuckendes Fleisch oder die Tentakel einer Seeanemone, und dann erzähle ich ihr von ergrauenden Schamhaaren und von Falten und runzliger werdenden Gliedern, und dass wir doch lieber jetzt, solange wir noch jung seien, mit anderen Worten, ob ich nicht sofort zu ihr rüber kommen und mit ihr schlafen könne.“ FÖN:
Texte und Musik
Sebastian Wolf, geboren 1978 in Siegen, aufgewachsen in Osnabrück, lebt in München. Seit 2001 studiert er hier an der Ludwig-Maximilians-Universität Philosophie. 2003 veröffentlichte er einige humoristische Kurzprosastücke in der „Titanic“. Seit zwei Jahren arbeitet er als Kulturredakteur bei Radio m94.5. Nach „Manuskriptum - Münchener Kurse für Kreatives Schreiben“ 2004/05 nimmt Sebastian Wolf derzeit an der Autorenwerkstatt des Lyrik-Kabinetts München 2005/06 teil und war zur Weimarer Literaturnacht „JuLi im Juni“ 2005 eingeladen. Letzte Veröffentlichung: „Sukha.“ In: Spätlese 2004. Junge Texte. Korsika: EPN. „Ich würde nicht sagen, dass ich geradezu unglücklich
war, ich lag nicht in meinen Kissen, um mir die Augen auszuheulen, weil
ich sie niemals wiedersehen würde, aber etwas in diese Richtung
war es schon.“
Gernot Wolfram, 1975 in Zittau in Sachsen geboren, lebt als Journalist und Autor in Berlin. Er veröffentlichte Gedichte und Erzählungen in Zeitschriften und schrieb für Rundfunk und Theater. 1995 erhielt er den Landespreis für deutsche Sprache und Literatur Baden-Württemberg, 2002 den Walter-Serner-Preis. 2003 erschien bei der DVA Gernot Wolframs Erzählband „Der Fremdländer“. Im Februar 2005 legt Gernot Wolfram seinen ersten Roman „Samuels Reise“ vor, der im Krakau des östlichen Nachwende-Europas spielt. „Martha packte das Buch in ihren Koffer und fuhr mit dem Zug nach
Prag, in die Stadt, deren Name in ihr ein Gefühl unbestimmbarer
Freiheit Nach einer
Weile sagt Martha: 'Ich würde einfach gern noch
einmal irgendwo von vorn anfangen.‘ Teil XIV Jetzt noch wilder: der Osten
Feridun
Zaimoglu, 1964 in Bolu (Türkei) geboren, verbrachte
seine Kindheit in München-Moosach und Berlin. Er studierte Kunst
und Humanmedizin in Kiel, wo er heute als Schriftsteller, Drehbuchautor
und Journalist lebt.
Sein literarischer Durchbruch gelang ihm 1995 mit seinem Buch „Kanak
Sprak“. Es folgten u.a. das Kanak-Kultur-Kompendium „Kopf und
Kragen“, die Romane „Abschaum“, „Liebesmale, scharlachrot“, „German
Amok“ (2002), und die Kriminalkomödie „Leinwand“ sowie
der Erzählband „Zwölf Gramm Glück“ (2004). Im
Frühjahr 2006 veröffentlichte Zaimoglu mit „Leyla“ einen
Roman über das Land seiner Väter. Er erhielt zahlreiche Preise
und Auszeichnungen, z.B. 1997 den „civis Hörfunk- und
Fernsehpreis“ zusammen mit Thomas Röschner für „Deutschland
im Winter – Kanakistan. Eine Rap-Reportage“, 1998 den Drehbuchpreis
des Landes Schleswig-Holstein, 2002 den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der
Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. „Kanak Sprak“ wurde
mehrmals fürs Theater bearbeitet, „Abschaum“ kam 2000
unter dem Titel „Kanak Attack“ in die Kinos. Viel Aufsehen
erregte Zaimoglu mit seiner eigenwilligen, zusammen mit Günter Senkel
bearbeiteten Fassung von Shakespeares „Othello“, die im März
2003 in den Münchner Kammerspielen zur Aufführung kam.
Christian Zehnder, 1983 in Bern geboren, lebt dann in Bremgarten bei Bern. Nach der Matura verbrachte er ein halbes Jahr in Tübingen, danach ein halbes Jahr in Neuchâtel. Seit einem Jahr weilt er in Fribourg. Christian Zehnder ist Mitbegründer der Literatur- und Kunstzeitschrift art.21-zeitdruck und arbeitet an einem Erzählungsband. Seit 1999 bringt er seine Geschichten z.B. in Bern, Basel, Genf und Zürich zu Gehör. „Der Vater hatte da ein Geschäft mit Büchern, hier eins mit Lampen, dort eins mit Bildern eröffnet und wieder geschlossen. Seine Antiquariate hatten den Ruf, nach kurzer Zeit die stilvollsten weit und breit zu sein, schienen aber ebenso dazu ausersehen, nach einer Weile vergessen zu werden. Kam es den Freunden in den Sinn, Jaromirs Vater zu retten, etwa mit einer Versteigerung, war für diesen der Augenblick gekommen, auszuziehen und in einem anderen Winkel der Stadt von vorn anzufangen.“ |
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